Verdener Gespräch: Unterstützung und Integration von Flüchtlingen

2011 06 19_JG_0048BEA113x18Willkommen im Landkreis Verden – Unterstützung und Integration von Flüchtlingen
„Wir leben seit Jahrzehnten in Frieden. Wir sind die Glücklichen. Daraus erwächst unsere Verantwortung.“ Das sagte Norbert Lammert in einer Gedenkstunde zum Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren.
Das heißt nicht nur, dass Deutschland Verantwortung für friedliche Konfliktlösungen trägt. Auch die Unterstützung und Sorge für diejenigen, die vor Kriegen, Bürgerkriegen, Gewalt, Verfolgung und Folter in ihren Heimatländern fliehen und auch bei uns eine neue Zukunft suchen, gehören dazu.
 Krieg, Krisen und Konflikte haben immer wieder zu großen Flüchtlingsbewegungen geführt. Der zurzeit in Syrien tobende Krieg und die gewaltsamen Konflikte in Afrika zwingen immer mehr Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat. Deshalb gibt es heute zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg auf der Welt über 50 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene. Die Hälfte davon sind Kinder!
Für die in Deutschland und hier im Landkreis Verden eintreffenden Flüchtlinge gilt: Die meisten kommen aus Krisengebieten, haben eine traumatisierende Flucht hinter sich, sind teilweise in Angst um zurückgebliebene Angehörige oder Freunde und müssen sich nun in einer für sie neuen und ungewohnten Umgebung zurechtfinden. Eine Versorgung mit Wohnraum reicht allein nicht aus. Gerade wegen der Traumatisierung sind sie auf Unterstützung in vielfacher Hinsicht angewiesen.
Zudem kann die Einwanderung von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu sozialen Konflikten führen. „Die Ursachen dieser Konflikte liegen vor allem in sozialen Unterschieden, Vorurteilen, Diskriminierung, Konkurrenz um Güter, unterschiedlichen Weltanschauungen, Religionen und kulturellen Orientierungen.“ (Stadt Münster) Zurzeit leben etwa 700 Flüchtlinge im Landkreis Verden. Es wird damit gerechnet, dass sich die Zahl im Laufe eines Jahres verdoppelt.
Politik und Verwaltung stehen hier vor Herausforderungen. Aus Sicht von Bündnis 90/Die Grünen ist es an der Zeit, dem Beispiel anderer Kommunen wie Osnabrück oder Münster zu folgen und ein Konzept bzw. Leitlinien zur Integration von Flüchtlingen zu entwickeln. Ziel muss es sein, die Flüchtlinge im Landkreis Verden willkommen zu heißen und bei ihrer Integration in das Gemeinwesen zu unterstützen. Dabei sind sowohl die Belange der Flüchtlinge als auch die ihrer Nachbarinnen und Nachbarn zu berücksichtigen. Gegenseitiges Verstehen und Akzeptanz sollten gefördert werden.
Grundlagen sind im Landkreis Verden dafür bereits vorhanden. Zu nennen sind: die Leitstelle Integration beim Landkreis Verden, die Flüchtlingsberatungsstelle des Caritasverbandes, das von der Kreisverwaltung verfolgte Konzept der dezentralen Unterbringung (keine Wohnheime sondern Wohnungen), die Initiative des Landrates, die Kirchen um Unterstützung bei der Betreuung der Flüchtlinge zu bitten, sowie die ausgebildeten Integrationslotsen. Diese Grundlagen gilt es nun weiter auszubauen, Integrationsziele zu entwickeln und durch Mitarbeit von Vereinen, Institutionen, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, ehrenamtlichen Kräften und dem Eigenengagement der Flüchtlinge umzusetzen.
Ulla Schobert, 17. Juli 2014