Ideen für die fahrradgerechte Stadt 04/02/202502/02/2025 Großes Interesse an Grünen-Veranstaltung mit Ingwar Perowanowitsch Die Mobilitätswende, speziell die Förderung des Radverkehrs, war das Thema einer Veranstaltung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ende vergangener Woche. Das Interesse war offenbar groß – der große Veranstaltungsraum im Hotel Höltje war mit über 50 Menschen bis auf den letzten Platz belegt. Mit Ingwar Perowanowitsch hatten die Grünen einen Referenten eingeladen, der über Beispiele gelungener Mobilitätswende aus eigener Anschauung berichten konnte. Bekannt geworden ist Perowanitsch durch seine Radreise von Deutschland zur Weltklimakonferenz in Baku im vergangenen Jahr. Als Autor und Journalist schreibt er in verschiedenen Medien zu verkehrspolitischen Themen. Sein Interesse an Verkehrspolitik und speziell an der Radverkehrsförderung wurde bei Perowanowitsch durch sein Studium in den Niederlanden geweckt: “Wie kann es sein, dass sich Deutschland und die Niederlande verkehrspolitisch so unterschiedlich entwickelt haben und das Fahrrad dort eine so ungleich größere Rolle spielt?”, war seine Ausgangsfrage. Auslöser sei damals eine landesweite Protestbewegung gewesen – ausgelöst durch eine Welle tödlicher Verkehrsunfälle von Kindern. “Stoppt den Kindermord” war das drastische Motto der Bewegung, die letztlich ein Umdenken in der Verkehrsplanung erkämpft hat, was zum systematischen Umbau der Verkehrsinfrastruktur zugunsten des Radverkehrs führte, der bis heute anhält. Das Land habe sich von dem Leitbild der autogerechten Stadt verabschiedet, das die Verkehrspolitik vieler Länder in der Nachkriegszeit geprägt habe – auch in Deutschland. In den Niederlanden läge der Radverkehrsanteil mittlerweile doppelt so hoch wie in Deutschland. “Auch bei uns würden viel mehr Leute Fahrrad fahren, wenn die Bedingungen besser wären,” so Perowanowitsch, der im Folgenden “7 Säulen der fahrradgerechten Stadt” vorstellte. “Du musst es wollen” sei dabei die erste Säule. Wie seinerzeit in den Niederlanden müssten Bürger*innen Radverkehr zum wichtigen Thema machen. In vielen Städten hätten auch in Deutschland große Rad-Demos oder Volksabstimmungen für Veränderungen gesorgt. So führte in Berlin der “Radentscheid Fahrrad” zum ersten Mobilitätsgesetz Deutschlands. Zweitens müssten Radwege so gebaut werden, dass sie für jede Altersgruppe funktionieren. Als Leitschnur solle man sich die Frage stellen: “Würde ich mein Kind guten Gewissens diesen Radweg lang schicken” – es gehe dabei um die gefühlte Sicherheit. Das Problem der Elterntaxis habe teilweise auch damit zu tun, dass manche Eltern Angst hätten, dass ihrem Kind auf dem Schulweg etwas passiere, so Perowanowitsch. Drittens sollten Radwege allen sozialen Lagen zugute kommen: In vielen Städten sei zentrumsnah die Radwegeinfrastruktur noch recht gut, je weiter man nach draußen komme, desto schlechter würden die Radwege, doch auch da wohnten Menschen, die das Rad nutzen würden. Viertens gebe es auch aus den Kommunen die Forderung, Tempo 30 zur Regelgeschwindigkeit innerorts zu machen, oder zumindest Kommunen die Entscheidungsfreiheit darüber zu geben. Die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfallausgangs sinke mit verringerter Geschwindigkeit signifikant. Fünftens plädierte Perowanowitsch für eine konsequente Trennung von Radwegen vom Autoverkehr. Die meisten Unfälle und gefühlte Unsicherheit entstehe bei Situationen, in denen Radfahrende sich ihren Weg mit anderen Verkehrsträgern teilen müssten, vor allem Autos. Dies gelte auch für Kreuzungs- und Querungssituationen. “Paint it red” überschrieb Perowanowitsch die konsequente farbliche Markierung von Radwegen – dies schütze die Radfahrenden, insbesondere in Querungssituationen. In den Niederlanden habe man dafür extra ein Verfahren entwickelt, direkt roten Asphalt aufzubringen, statt wie in Deutschland üblich, rote Farbe aufzumalen. Auch in Österreich werde dies konsequent umgesetzt. Zum Schluss unterstrich Perowanitsch die Bedeutung von Marketing für den Radverkehr. Dazu gehörten witzige Werbekampagnen, aber auch kleine Maßnahmen, die im Alltag Radfahren leichter machen, wie beispielsweise “Schlauchomaten” (also Automaten, wo man zu jeder Tageszeit Ersatzschläuche beziehen kann), fahrradgerechte Mülleimer oder Festhaltegeländer vor Ampeln. In der anschließenden Diskussion wies Lena Gumnior, Grüne Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Verden-Osterholz, darauf hin, dass es jeden Tag 8 Verkehrstote, darunter überproportional viele Kinder, und 145 Schwer- und 859 Leichtverletzte gebe. Zwar habe die Ampelregierung ein neues Straßenverkehrsgesetz auf den Weg bringen können, das Kommunen mehr Möglichkeit gibt, für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen, doch das sei längst nicht ausreichend. Null Verkehrstote müsse das Ziel sein und dafür bedürfe es weiterer Änderungen im Straßenverkehrsrecht und der weiteren Förderung von sicherer Radwegeinfrastruktur. Ingwar Perowanowitsch ergänzte, dass es vor Ort wichtig sei, Maßnahmen schnell, konsequent und erfolgreich umzusetzen. Als Beispiele nannte er Ljubljana und Paris, wo in kurzer Zeit Innenstädte autofrei gemacht und Radverkehrsinfrastruktur massiv ausgebaut wurde. Die gewonnene Lebensqualität habe dann auch viele anfängliche Kritiker überzeugt. Es gäbe dagegen oft dann Kritik, wenn Regelungen oder auch Infrastruktur in der Praxis schlecht gemacht würden. Zum Schluss wurde Perowanowitsch gefragt, was ihm in Verden zur Radverkehrssituation aufgefallen sei. Spontan habe er gesehen, dass es zwar Fahrradstraßen gebe, diese aber für den Autoverkehr frei gegeben seien – aus solchen Regelungen entstünden oft Konflikte. Außerdem hätte er den Eindruck, dass dem Autoverkehr im Verhältnis eher viel Fläche zur Verfügung stehe und manche Straßen für konfliktfreien Radverkehr in Kombination mit Autoverkehr zu schmal seien. Perowanowitsch wiederholte dabei, wie wichtig die konsequente Trennung der Verkehrswege sei und der Mut, für das Schaffen sicherer Radwegeinfrastruktur dem Autoverkehr auch an manchen Stellen mal etwas Platz wegzunehmen.
4-Punkte-Flyer in verschiedenen Sprachen 17/02/202516/02/2025 You want to quickly inform yourself about our core topics? Then our 4-point flyer is right for you! You can download it on https://www.gruene.de/artikel/zusammen-wachsen in several languages (English, Arabic, Turkish, […]
Besuch unserer Direktkandidatin bei der Fachstelle Sucht und Suchtprävention in Verden 16/02/202515/02/2025 Die Fachstellenleiterin Heike Gronewold informierte zunächst über die Arbeit der Fachstelle. Das Gespräch mit Dr. Lena Gumnior und Janina Tessloff vom OV Verden entspann sich über die vielfältigen Angebote der […]